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Sprachförderung und Sprachentwicklung

Sprachförderung und Sprachentwicklung bei autistischen Kindern ab 4 Jahren. Die Sprachentwicklung verläuft bei autistischen Kindern oft anders als bei neurotypischen Kindern. Manche autistische Kinder sprechen mit vier Jahren nur wenige oder gar keine Wörter, andere benutzen Sprache auf ungewöhnliche Weise (z. B. wiederholen Sätze wortwörtlich). Für Eltern kann dies eine Herausforderung sein. Die gute Nachricht: Es gibt viele Möglichkeiten, die Sprachentwicklung Ihres autistischen Kindes im Alltag zu fördern. Mit geeigneten Therapien und spielerischen Übungen können autistische Kinder wichtige Fortschritte in ihrer Kommunikation machen. Jedes Kind ist einzigartig – was dem einen hilft, passt vielleicht nicht für den anderen. In diesem Ratgeber stellen wir verschiedene Therapieformen sowie sprachförderndes Spielzeug vor und geben praxisnahe Tipps, wie Sie Ihr Kind ab etwa 4 Jahren im Alltag unterstützen können. Alles ist in verständlicher Sprache erklärt, damit Sie als Eltern einen klaren Überblick erhalten.



Therapien zur Sprachförderung bei autistischen Kindern

Es gibt eine Reihe bewährter Therapien, die darauf abzielen, die Sprachfähigkeiten und Kommunikation von autistischen Kindern zu verbessern. Oft werden mehrere Ansätze kombiniert, je nach Bedürfnissen des Kindes. Im Folgenden beschreiben wir wichtige Therapieformen – was sie ausmacht, wie sie ablaufen, wie lange sie dauern können und welche Ziele sie verfolgen.

Logopädie (Sprachtherapie)

Was ist das? Die Logopädie ist die klassische Sprachtherapie. Eine ausgebildete Logopädin oder Sprachtherapeutin arbeitet dabei mit Ihrem Kind, um die sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern. Bei autistischen Kindern liegt der Fokus oft darauf, überhaupt in Kommunikation zu treten und den Wortschatz aufzubauen – weniger auf perfekter Aussprache am Anfang. Die Therapeutin stellt sich auf das Entwicklungsniveau und die Interessen des Kindes ein.

Ablauf und Setting: Logopädie findet meist ein- bis zweimal pro Woche für ca. 45 Minuten statt. In der Regel läuft die Therapie als Einzelstunde in einer Praxis oder Frühförderstelle ab, damit individuell auf das Kind eingegangen werden kann. Oft sind die Stunden spielerisch gestaltet: Die Logopädin setzt Bilderbücher, Spielzeuge, Lieder oder einfache Spiele ein, um Sprache zu entlocken. Zum Beispiel könnte sie mit Tierfiguren spielen und immer wieder die Tiernamen und -laute vormachen, um das Kind zum Nachsprechen oder Zeigen aufzufordern. Viele Logopäden arbeiten mit visuellen Hilfen (Bilder, Gebärden), da autistische Kinder darauf oft gut reagieren. Eltern dürfen je nach Kind und Therapeut manchmal dabeibleiben oder bekommen im Anschluss eine kurze Rückmeldung.

Dauer und Ziele: Eine Sprachtherapie erstreckt sich meist über einen längeren Zeitraum. Oft werden Verordnungen von 10 Therapieeinheiten vom Kinderarzt ausgestellt, die bei Bedarf verlängert werden. Die Ziele werden individuell festgelegt. Häufige Ziele bei einem autistischen Kind in diesem Alter sind z. B.: Wortschatz aufbauen (erste Wörter oder neue Wörter lernen, z. B. Namen von vertrauten Personen, Lieblingsessen, Spielzeug), Verbesserung des Sprachverständnisses (das Kind soll gesprochene Anweisungen oder Fragen besser verstehen) und Kommunikation initiieren (das Kind soll lernen, von sich aus etwas zu kommunizieren – sei es durch Laute, Gesten oder Wörter). Wenn das Kind schon spricht, kann auch an der Satzbildung gearbeitet werden („Ich möchte Saft“ statt nur „Saft“). Bei manchen Kindern übt die Logopädin gezielt Lautbildung (Artikulation), falls Laute schwer verständlich sind, aber bei vielen autistischen Vierjährigen steht zunächst die Kommunikationsfreude im Vordergrund. Wichtig ist: Die Logopädin holt das Kind dort ab, wo es steht – mit viel Geduld, Wiederholung und spielerischen Ideen fördert sie Schritt für Schritt die Sprache. Eltern werden oft angeleitet, wie sie zuhause weiter üben können, z. B. mit kleinen Sprachspielen im Alltag.

Therapien zur Sprachförderung bei autistischen Kindern
Therapien zur Sprachförderung bei autistischen Kindern

Verhaltenstherapie (Angewandte Verhaltensanalyse, ABA)

Was ist das? Die Verhaltenstherapie in Zusammenhang mit Autismus zielt darauf ab, soziale und kommunikative Fähigkeiten durch gezieltes Lernen zu verbessern. Ein bekanntes verhaltenstherapeutisches Konzept ist die ABA (Applied Behavior Analysis). Im Deutschen spricht man allgemein von Verhaltenstherapie, wenn methodisch mit Verstärkung (Belohnung) gearbeitet wird, um gewünschtes Verhalten aufzubauen. Bei autistischen Kindern ab 4 Jahren bedeutet das oft: gewünschtes Kommunikationsverhalten stärken und problematisches Verhalten reduzieren, indem man dem Kind Alternativen beibringt.

Ablauf und Setting: Verhaltenstherapie wird meist von speziellen Autismustherapeutinnen oder Psychologinnen durchgeführt. In vielen Städten gibt es Autismus-Therapiezentren, die solche Angebote machen. Die Therapie kann einzeln stattfinden, oft zu Hause, in der Praxis oder im Kindergarten, je nachdem was vereinbart wird. Manchmal sind Therapeuten mehrere Stunden pro Woche beim Kind (häufig 2–5 Stunden verteilt), in intensiven Programmen sogar mehr. Bei kleinen Kindern wird dabei viel gespielt, aber nach bestimmten Prinzipien. Ein Beispiel: Das Kind lernt auf einen Wunsch hinzuweisen – statt zu schreien, wenn es etwas möchte, soll es z. B. ein Bild hochhalten oder ein Wort sagen. Der Therapeut übt das in vielen Wiederholungen. Jedes Mal, wenn das Kind den gewünschten Kommunikationsversuch macht (z. B. einen Laut von sich gibt, statt zu schreien), bekommt es sofort positive Bestätigung – etwa Lob, Applaus oder es erhält genau das, was es wollte (als Belohnung). So verknüpft das Kind: „Wenn ich mich verständlich ausdrücke, erreiche ich etwas Positives“. Die Umgebung wird sehr strukturiert gestaltet, um Lernen Schritt für Schritt zu ermöglichen. Verhaltenstherapie kann auch in Kleingruppen stattfinden, z. B. um das Miteinander mit anderen Kindern zu üben, doch bei Sprachaufbau ist Einzelsetting am Anfang üblicher.

Dauer und Ziele: Die Dauer hängt stark vom Programm ab. Manche Kinder erhalten über Jahre hinweg eine Verhaltenstherapie-Begleitung, die Ziele passen sich dem Entwicklungsfortschritt an. In der frühen Phase (um 4 Jahre) ist ein zentrales Ziel in Bezug auf Sprache oft die Sprachanbahnung: Das Kind soll lernen, überhaupt zu kommunizieren – sei es durch Lautäußerungen, Gesten oder das Drücken eines Kommunikationsknopfs. Auch Aufmerksamkeit und Imitationsfähigkeit werden gefördert (weil Nachahmen eine wichtige Grundlage für das Lernen von Sprache ist). Ein weiterer Schwerpunkt ist häufig das Verständnis von Sprache: Der Therapeut übt z. B. mit dem Kind, einfache Aufforderungen wie „Gib mir den Ball“ zu verstehen und auszuführen. Dabei wird auch hier viel verstärkt und gelobt, wenn es klappt. Verhaltenstherapie hat darüber hinaus das Ziel, Problemverhalten zu reduzieren, das oft aus Frust über Kommunikationsschwierigkeiten entsteht – wenn ein Kind etwa wütend schreit, weil es sich nicht ausdrücken kann, versucht man ihm beizubringen, stattdessen ein Wort, Zeichen oder Bild für seinen Wunsch zu verwenden. Zusammengefasst: Die verhaltenstherapeutischen Methoden helfen dem Kind, Sprache und Kommunikation systematisch zu erlernen, indem positive Verhaltensweisen Schritt für Schritt aufgebaut werden. Wichtig ist auch die Elternarbeit in diesem Ansatz – Eltern lernen vom Therapeuten, wie sie im Alltag angemessen reagieren und üben können, damit das Gelernte ständig angewendet wird. So wird der Transfer ins tägliche Leben gesichert.

Ergotherapie (Förderung von Wahrnehmung und Motorik)

Was ist das? Ergotherapie ist eine Therapieform, die Wahrnehmung, Motorik und Handlungsfähigkeit fördert. Bei autistischen Kindern wird Ergotherapie oft eingesetzt, um sensorische Besonderheiten und grob- oder feinmotorische Entwicklungsverzögerungen anzugehen. Aber was hat das mit Sprache zu tun? Mehr als man denkt: Ein Kind, das z. B. sehr unter Reizüberflutung leidet oder Schwierigkeiten hat, ruhig am Tisch zu sitzen, tut sich auch beim Zuhören und Sprechen schwer. Ergotherapie zielt darauf ab, dem Kind zu helfen, seinen Körper und seine Sinne besser zu regulieren – was eine wichtige Grundlage schafft, um sich auf Sprache einlassen zu können.

Ablauf und Setting: Ergotherapie findet meist einmal pro Woche für 45 Minuten in einer spezialisierten Praxis oder Frühförderstelle statt. Die Ergotherapeutin arbeitet spielerisch mit dem Kind, oft in einem Bewegungsraum. Es kann sehr spaßig aussehen: Da wird auf Schaukeln geschwungen, durch Tunnel gekrabbelt, mit Sand oder Rasierschaum gematscht, auf Balancekissen balanciert oder mit Greifspielen die Feinmotorik trainiert. All diese Aktivitäten haben den Zweck, die sensorische Integration zu verbessern – also die Verarbeitung von Sinneseindrücken wie Gleichgewicht, Tastsinn, Geräusche. Bei einem autistischen Kind, das beispielsweise sehr geräuschempfindlich ist, könnten in der Ergotherapie spielerisch verschiedene Geräusche eingeführt werden, um die Toleranz zu erhöhen. Oder wenn das Kind kaum Blickkontakt aufnimmt und Berührung meidet, könnte die Therapeutin über lustige Knetspiele oder Massagebälle versuchen, taktile Wahrnehmungen angenehmer zu machen. Ergotherapeuten beziehen oft den ganzen Körper ein; gleichzeitig sprechen sie viel mit dem Kind über das, was gerade passiert („Schau, wir hopsen wie ein Frosch!“), wodurch nebenbei Sprachverständnis geübt wird. Eltern werden manchmal am Ende der Stunde dazugenommen und erhalten Tipps, welche Übungen oder Spielideen man zu Hause fortführen kann.

Dauer und Ziele: Eine ergotherapeutische Förderung kann sich über viele Monate oder Jahre erstrecken, je nach Bedarf. Kurzfristige Ziele könnten sein: Besseres Körpergefühl und Sitzenbleiben (damit das Kind z. B. in der Logopädie oder im Kindergarten überhaupt ruhig teilnehmen kann), Verbesserung der Feinmotorik (wichtig z. B. um Bilder zeigen oder ein Buch umblättern zu können), und Abbau extremer Sinnesreaktionen (z. B. nicht mehr sofort Ohren zuhalten bei jedem Alltagsgeräusch, damit das Kind offener für verbale Ansprache wird). Längerfristig soll Ergotherapie dem Kind helfen, Alltagshandlungen selbständiger zu bewältigen (Anziehen, Essen mit Besteck etc.), was indirekt auch die Kommunikation fördert („Ich kann Dir zeigen, was ich möchte, weil ich es motorisch schaffe“). Gerade die Mund- und Handmotorik sind für Sprache nicht zu unterschätzen: In der Ergo wird vielleicht Kauen geübt, pusten, blasen, kneten – all das kräftigt Muskeln und Koordination, was auch für die Lautbildung helfen kann. Insgesamt unterstützt Ergotherapie also die Basisfähigkeiten, damit das autistische Kind aufmerksamer, entspannter und handlungsfähiger wird – und dadurch bereit ist, sich sprachlich weiterzuentwickeln.

Tiergestützte Therapie (mit Hund, Pferd o. ä.)

Was ist das? Viele Kinder blühen in Gegenwart von Tieren auf – das gilt auch für autistische Kinder. Tiergestützte Therapie nutzt den Kontakt mit einem ausgebildeten Therapietier (häufig einem Hund oder Pferd, gelegentlich auch anderen Tieren wie Delfinen, Lamas etc.), um die Entwicklung des Kindes zu fördern. Im Kontext der Sprachförderung geht es vor allem darum, das Kind zu motivieren, sich zu öffnen und zu kommunizieren, indem das Tier als „Eisbrecher“ fungiert. Tiere bewerten nicht und strahlen Ruhe aus, was gerade Kindern mit Autismus oft gut tut.

Ablauf und Setting: Je nach Tierart sieht die Therapie unterschiedlich aus:

  • Therapiehund: Hier kommt z. B. ein speziell trainierter Hund mit seiner Hundeführerin in die Praxis oder sogar nach Hause/Schule. Eine typische Einheit dauert um die 30–60 Minuten. Das Kind darf den Hund streicheln, füttern, einfache Kommandos geben („Sitz!“, „Gib Pfötchen!“) oder Tricks mit ihm machen. Die Therapeutin leitet an und verknüpft Sprachübungen mit dem Tier: z. B. der Hund holt ein Spielzeug, und das Kind soll das Wort für das Spielzeug sagen oder zeigen. Oder das Kind ruft den Hund beim Namen – ein großer Motivator, denn wenn der Hund dann tatsächlich kommt, erlebt das Kind unmittelbar den Erfolg seines Rufens. Auch einfache Frage-Antwort-Spiele sind möglich („Wo ist die Hundenase?“, das Kind darf zeigen) – der Hund kann als Modell dienen, um Körperteile zu benennen, Gefühle zu spiegeln etc. Wichtig ist, dass das Kind Spaß hat und möglichst ohne Druck spricht – oft reden Kinder plötzlich mit dem Tier oder über das Tier, selbst wenn sie sonst wenig sprechen.
  • Therapeutisches Reiten (Hippotherapie oder heilpädagogisches Reiten): Dies findet meist auf einem Reiterhof statt. Eine Einheit ist häufig 30–45 Minuten auf dem Pferd. Hier steht zwar primär die Körperwahrnehmung und Haltung im Vordergrund (das Schaukeln auf dem Pferd beruhigt viele Kinder und verbessert Gleichgewicht), aber auch sprachlich passiert einiges: Das Kind lernt vielleicht, einfache Worte für die Pferdepflege zu verwenden („Bürste“, „Huf“), oder es sagt „Los!“ damit das Pferd anläuft. Manche Therapeuten singen Kinderlieder während des Reitens, was das Nachsprechen fördert. Auch hier können Begriffe geübt werden („rechts“, „links“, „schnell“, „langsam“) indem man das Pferd entsprechend führt. Und ganz nebenbei steigert das Erfolgserlebnis („Ich sitze alleine auf einem großen Pferd!“) oft das Selbstvertrauen des Kindes, was wiederum die Kommunikationsbereitschaft hebt.

Dauer und Ziele: Tiergestützte Therapien werden häufig ergänzend einmal pro Woche oder alle zwei Wochen angeboten, teils auch in Blöcken (z. B. zehn Reitstunden im Frühjahr). Die Ziele sind eher indirekt im Bereich Sprache: Im Vordergrund stehen oft Spaß an Kontakt und Kommunikation gewinnen und soziale Fähigkeiten ausbauen. Zum Beispiel kann ein Ziel sein, dass das Kind Blickkontakt aufnimmt – ein Hund animiert dazu, weil er das Gesicht abschleckt oder schief legt. Oder es soll ein emotionaler Durchbruch erreicht werden, dass das Kind überhaupt lacht, Laute von sich gibt, vielleicht das erste Mal „Ball“ sagt, um mit dem Hund zu spielen. Durch die Entspannung und Freude mit dem Tier sinkt oft die Spannung, die ein Kind sonst beim Sprechen empfindet. Ein sprachliches Ziel könnte konkret sein: das Kind benennt in Anwesenheit des Tieres mindestens ein Objekt pro Stunde (z. B. ruft „Ball“ wenn es will, dass der Hund den Ball holt). Oder es könnte darum gehen, das Verständnis zu erweitern – das Kind lernt z. B. einfache Anweisungen wie „Wirf den Ball!“ auszuführen, weil es das gerne für den Hund tut. Die Motivation ist der größte Trumpf: Ein autistisches Kind, das vielleicht auf Menschen kaum reagiert, blüht plötzlich auf, um dem Tier etwas mitzuteilen. Dieses positive Gefühl wird dann in die übrigen Lebensbereiche übertragen. Insgesamt ist tiergestützte Therapie also kein Ersatz für Logopädie oder Verhaltenstraining, aber eine wunderbare Unterstützung, um die Freude an Kommunikation zu fördern.

Unterstützte Kommunikation (UK)

Was ist das? Unterstützte Kommunikation (abgekürzt UK) umfasst alle Methoden, die nicht gesprochene Kommunikationsmittel einsetzen, um einem nicht oder wenig sprechenden Menschen Verständigung zu ermöglichen. Das heißt, wenn ein autistisches Kind mit 4 Jahren kaum spricht, muss es trotzdem nicht stumm durch den Alltag gehen – UK bietet alternative Wege, sich auszudrücken. Wichtige Formen sind z. B. Gebärden (Zeichen mit den Händen), Bilder und Symbole (Karten, Tafeln) oder elektronische Sprachausgabegeräte. Diese Methoden können parallel zur Entwicklung der Lautsprache eingesetzt werden. Unterstützte Kommunikation ist keine einzelne Therapieeinheit, sondern eher ein Ansatz, der idealerweise in allen Alltagsbereichen angewendet wird – oft angeleitet von Logopäden oder Sonderpädagogen.

Ablauf und Anwendung: Wenn Ihr Kind kaum oder gar nicht spricht, wird Ihnen vielleicht schon von Ärzten oder Therapeuten UK empfohlen worden sein. Konkret könnte das folgendermaßen aussehen:

  • Gebärdenunterstützte Kommunikation: Hier lernt das Kind einfache Handzeichen, um Wörter zu ersetzen oder zu begleiten. In Deutschland nutzen viele das Konzept der unterstützenden Gebärden (manchmal „Babyzeichensprache“ oder Makaton genannt, angelehnt an die Deutsche Gebärdensprache). Zum Beispiel könnte das Kind lernen, für „essen“ die Hand zum Mund zu führen oder für „mehr“ die Fingerspitzen zusammenzutippen. Eltern und Erzieher lernen diese Gebärden mit, damit sie das Kind verstehen und auch selbst viel mit Gesten sprechen. Ein 4-jähriges autistisches Kind kann auf diese Weise vielleicht schon einige Dutzend Bedeutungen ausdrücken, lange bevor es sie aussprechen kann. Die Gebärden werden immer von gesprochenen Wörtern begleitet – so bekommt das Kind beide Kanäle. Die Anwendung passiert laufend im Alltag: Wenn Ihr Kind z. B. einen Keks will, zeigen Sie die Gebärde für „Keks“ und sagen das Wort, dann geben Sie den Keks. Mit der Zeit verbindet das Kind die Geste mit dem Ergebnis und fängt an, sie selbst zu zeigen.
  • Bilder und Symbolkarten: Dies ist eine sehr verbreitete Form der UK für autistische Kinder. Man erstellt ein Kommunikationsbuch oder -tafel, auf dem Bildkärtchen mit einfachen Symbolen oder Fotos abgebildet sind – z. B. Bilder für „Trinken“, „Toilette“, „Mama“, „Auto fahren“ usw. Das Kind wird dann darin geschult (oft nach der Methode PECS – Picture Exchange Communication System), diese Kärtchen gezielt einzusetzen. Im PECS-Training lernt es zuerst, ein einzelnes Bild z. B. von einem gewünschten Gegenstand als „Tauschangebot“ zu nutzen: Das Kind gibt z. B. das Bild einer Milch an die Mama, und erhält dafür die echte Milch. So versteht es: Ah, durch Überreichen des Bildes habe ich bekommen, was ich wollte. Das ist der Durchbruch in funktionaler Kommunikation! Später lernt es, mehrere Bilder aneinanderzureihen, z. B. „Ich – will – Ball“, um kleine Sätze zu bilden. Die Bilder können mit Klett in einem Ordner sortiert sein oder auf einer Tafel an der Wand kleben. Wichtig: Diese Bildkommunikation wird den ganzen Tag über geübt. Das Buch sollte immer in Reichweite des Kindes sein. Alle Bezugspersonen machen mit. Man muss dem Kind anfangs aktiv helfen (Hand führen zum richtigen Bild) und jedes Mal freudig reagieren, wenn es ein Bild richtig verwendet. Schon 4-jährige Autist*innen, die nicht sprechen, können oft erstaunlich klar via Bildkarten zeigen, was sie möchten oder wie sie sich fühlen – wenn sie darin gefördert werden.
  • Elektronische Hilfsmittel (Sprachausgabegeräte): In der heutigen Zeit gibt es von einfachen „sprechenden Tastern“ bis hin zu komplexen Tablets mit Kommunikations-Apps viele Geräte, die einem nichtsprechenden Kind eine Stimme geben. Ein einfaches Gerät ist z. B. ein sogenannter BigMack-Taster: Das ist ein großer bunter Knopf, auf den man eine kurze Nachricht aufzeichnen kann. Drückt das Kind den Knopf, wird die Nachricht abgespielt. Im Alltag könnte man z. B. den BigMack mit „mehr bitte“ besprechen und dem Kind geben – immer wenn es nochmal geschaukelt werden will, drückt es drauf, das Gerät sagt „mehr bitte“, und die Eltern wissen Bescheid. So lernt das Kind das Prinzip von Kommunikation. Für 4-jährige gibt es auch sprechende Tablets: Ein Tablet mit einer App (wie GoTalk Now, MetaTalk, etc.) zeigt viele Symbole an; wenn das Kind auf ein Symbol tippt, spricht das Tablet das entsprechende Wort oder sogar einen ganzen Satz. Diese Technik erfordert natürlich Training – meist hilft eine Therapeutin beim Einstellen und Einführen. Aber viele Kinder mit Autismus finden Tablets attraktiv, was man nutzen kann, um Sprachfähigkeiten anzubahnen. Selbst wenn nur wenige Begriffe drauf sind („ja“, „nein“, „essen“, „trinken“, Lieblingsspielzeug etc.), kann das dem Kind viel Frust ersparen, weil es sich endlich ausdrücken kann.

Ziele und Wirkung: Das Hauptziel der unterstützten Kommunikation ist klar: Dem Kind eine Möglichkeit geben, sich auszudrücken, auch wenn die Lautsprache (noch) nicht ausreichend da ist. Und hier eine wichtige Botschaft an Eltern: Unterstützte Kommunikation behindert nicht das Sprechenlernen – sie kann es im Gegenteil fördern. Viele Eltern haben anfangs Sorge, dass ihr Kind nicht mehr motiviert ist zu sprechen, wenn es über Bilder oder Gesten kommunizieren „darf“. Studien und praktische Erfahrung zeigen aber, dass Kinder, die erfolgreich z. B. mit Bildern kommunizieren, oft entspannter werden und dann leichter Laute und Wörter nach und nach ausprobieren. Die UK nimmt den Druck und die Frustration. Das Kind erfährt: Kommunikation macht Sinn und Spaß – egal in welcher Form. Das ist die Grundlage, auf der auch gesprochene Sprache später wachsen kann. Kurzfristig erreicht man mit UK, dass das Kind selbstbestimmter wird (es kann wählen, kommentieren, Fragen beantworten durch Zeigen oder Drücken) und Wutanfälle nehmen oft ab, weil es nicht mehr völlig hilflos ist. Langfristig wird entweder die Lautsprache parallel aufgebaut, oder das Kind nutzt die Hilfsmittel dauerhaft, je nach individueller Entwicklung. Viele autistische Kinder kombinieren auch mehrere Kommunikationsformen (ein paar Wörter sprechen, anderes per Bild). UK ist also ein breites Feld – meist arbeiten Eltern hier eng mit Logopäden oder Sonderpädagogen zusammen, um die jeweils beste Lösung zu finden. Wichtig für den Alltag: Konsequenz und Übung. Die besten Karten oder Geräte nützen wenig, wenn sie im Schrank liegen. Man muss sie überall mit hinnehmen, immer wieder drauf verweisen („Zeig mir, was du willst“) und das Kind loben, wenn es sie benutzt. Mit der Zeit wird es selbstverständlich, dass Ihr Kind sich auf seine Weise mitteilt – und Sie werden erstaunt sein, wie viel in Ihrem Kind steckt, was endlich rauskommen kann.

(Hinweis: Neben den genannten gibt es noch weitere Therapieansätze, die hier nur kurz erwähnt seien, z. B. Musiktherapie – durch gemeinsames Musizieren und Singen können Sprachrythmus und Lautäußerungen gefördert werden –, oder Spieltherapie/Floortime, wo in freiem Spiel die soziale Interaktion und Kommunikation stimuliert wird. Oft fließen solche Ansätze ergänzend mit ein. Wichtig ist: Es gibt kein Patentrezept. Probieren Sie aus, worauf Ihr Kind positiv reagiert.)

Sprachförderndes Spielzeug: Hersteller und Produkte
Sprachförderndes Spielzeug: Hersteller und Produkte

Sprachförderndes Spielzeug: Hersteller und Produkte

Neben den Therapien können geeignete Spielsachen und Materialien zu Hause einen großen Beitrag zur Sprachförderung leisten. Spiel ist für Kinder der natürlichste Weg zu lernen – und Sprache lässt sich am besten im gemeinsamen Spiel üben. Es gibt Spielzeughersteller, die sich auf pädagogisch wertvolles Spielzeug spezialisiert haben, sowie spezielle Kommunikationshilfsmittel für Kinder mit Autismus. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige Hersteller und Produkte vor, die sich in der Praxis als hilfreich erwiesen haben. Wir erklären jeweils, woraus das Produkt besteht, welchen Nutzen es für die Sprache bietet, für welches Alter oder welche Kinder es geeignet ist und wie man es im Alltag einsetzen kann. Wichtig vorweg: Fast jedes Spielzeug kann sprachfördernd sein, wenn man es gemeinsam nutzt und dabei viel mit dem Kind spricht. Die hier ausgewählten Produkte sind jedoch besonders empfehlenswert, weil sie zur Kommunikation anregen.

Ravensburger tiptoi® – Interaktiver Hörstift und Bücher

  • Material und Konzept: tiptoi ist ein elektronischer Hörstift aus Kunststoff, der zusammen mit speziellen Büchern, Spielen oder Puzzles verwendet wird. Der Stift hat Sensoren und einen Lautsprecher. Wenn das Kind mit der Stiftspitze auf Bilder oder Textstellen in einem tiptoi-Buch tippt, spielt der Stift passende Geräusche, Wörter oder Sätze ab. Das System kommt ohne Bildschirm aus – es funktioniert akustisch. Zum Set gehören verschiedenste Bücher (aus stabilem Karton) zu Themen wie Bauernhof, Jahreszeiten, Wörterlernen oder auch Spiele wie ein Bilderlexikon.
  • Sprachfördernder Nutzen: Der tiptoi-Stift spricht mit dem Kind – er benennt Dinge, stellt Quizfragen oder singt Lieder. Dadurch wird der Wortschatz erweitert, insbesondere bei Kindern, die Freude an technischen Geräten haben. Ein autistisches Kind kann zum Beispiel ein Bild an tippen und hört dann das Wort („Hund“) oder ein Geräusch („Wau-wau“). Viele Kinder wiederholen das Gehörte oder tippen immer wieder auf das gleiche Bild, um das Wort zu verinnerlichen. Tiptoi bietet auch Interaktion: Der Stift kann Fragen stellen wie „Wo ist der rote Ball?“, und das Kind sucht im Bild danach – so wird das Sprachverständnis geübt. Da tiptoi auch Lieder und Reime abspielt, fördert es das phonologische Gefühl (Klang der Sprache). Wichtig: Der Stift spricht hochdeutlich und klar, was besonders hilfreich ist, wenn Kinder Mühe haben, gesprochene Sprache zu verstehen.
  • Zielgruppe: Empfohlen wird tiptoi meist ab 3–4 Jahren. Autistische Kinder, die auf visuelle und auditive Reize ansprechen, können großen Gefallen daran finden. Für Kinder, die kaum sprechen, kann tiptoi ein guter Einstieg sein, um Wörter passiv zu lernen. Auch Kinder, die bereits einige Sprache haben, können mit tiptoi ihren Wortschatz in Bereichen erweitern, die sie interessieren (es gibt z. B. Bücher über Fahrzeuge, Dinosaurier etc., was oft Spezialinteressen von Autist*innen entspricht). Zu beachten: Das Kind sollte zumindest soweit fokussieren können, dass es mit dem Stift zielt und zuhört – manche sehr unruhigen Kinder brauchen vielleicht noch Unterstützung dabei. Aber oft fesselt das Prinzip die Aufmerksamkeit erstaunlich gut.
  • Alltags-Tipps zur Anwendung: Sie können tiptoi sehr vielseitig einsetzen. Anfangs ist es sinnvoll, gemeinsam mit dem Kind den Stift und das Buch zu erkunden. Machen Sie es sich gemütlich: Setzen Sie sich nebeneinander, nehmen Sie den Stift in die Hand und zeigen Sie dem Kind, wie man ihn benutzt. Tippen Sie z. B. auf ein Bild: „Schau mal, die Kuh – Muh!“ Lassen Sie dann Ihr Kind probieren. Wenn es von alleine noch nicht systematisch sucht, führen Sie es spielerisch: „Findest du den Ball? Tipp mal hier drauf.“ Feiern Sie, wenn der Stift spricht, und wiederholen Sie ruhig das Gehörte: „Ja, da ist der Ball!“. Viele Kinder benutzen tiptoi später auch selbständig, blättern lange in ihren Lieblingsbüchern und hören sich die Inhalte an. Gerade autistische Kinder, die Wiederholungen lieben, profitieren davon: Der Stift wird nie müde, dasselbe Wort zum hundertsten Mal zu sagen. Nutzen Sie das: Wenn Ihr Kind ein bestimmtes Wort aus dem Buch mag, sprechen Sie darüber auch außerhalb der tiptoi-Zeit („Du hast doch heute immer den Hund gehört – wollen wir einen Hund zeichnen?“). So verbinden Sie das Gelernte mit dem Alltag. Übrigens: Tiptoi eignet sich auch unterwegs (z. B. im Auto mit Kopfhörer), um Sprache zu hören. Achten Sie darauf, die Inhalte passend zum Entwicklungsstand zu wählen – starten Sie mit einfachen Wimmelbüchern oder dem Bild-Wörterbuch, bevor komplexere Quiz-Spiele dran sind. Insgesamt ist Ravensburger tiptoi ein tolles Werkzeug, um spielerisch Sprache zu entdecken, gerade für Kinder, die auf Technik und Audio reagieren.

Anybook Audiostift – Selbst besprechbarer Vorlesestift

  • Material und Funktionsweise: Der Anybook-Stift ist ebenfalls ein elektronischer Audiostift (ähnlich einem dicken Filzstift), jedoch mit einem besonderen Unterschied: Er spielt nicht vorgefertigte Buchinhalte ab, sondern Sie selbst besprechen ihn individuell. Zum Set gehören viele kleine Klebepunkte (Sticker) mit Codes. Sie als Eltern oder Therapeuten können auf den Stift sprechen und diese Aufnahme einem bestimmten Sticker zuweisen. Klebt man den Sticker z. B. auf eine Buchseite oder ein Foto, so spielt der Stift beim Berühren genau die aufgenommene Nachricht ab. Der Stift besteht aus Kunststoff, hat ein Batteriefach und Speicher für viele Stunden Aufnahmen.
  • Sprachfördernder Nutzen: Mit dem Anybook-Stift können Sie eigene Wörter, Sätze, Lieder oder Geräusche aufnehmen, die Ihr Kind dann beliebig oft anhören kann. Das ist genial für die Sprachförderung, weil Sie Inhalte exakt an die Bedürfnisse Ihres Kindes anpassen können. Zum Beispiel können Sie ein Fotoalbum von vertrauten Personen erstellen und mit dem Stift zu jedem Bild den Namen und einen Gruß der Person aufnehmen („Hallo, ich bin die Oma!“). Ihr Kind kann so Namen von Familienmitgliedern lernen, sogar wenn diese nicht da sind. Oder Sie bebildern alltägliche Situationen (z. B. ein Foto vom Badezimmer) und besprechen Schritte („Zähne putzen – erst oben, dann unten…“). Autistische Kinder profitieren davon, dass sie die Aufnahmen in ihrem eigenen Tempo immer wieder anhören können. Es fördert sowohl das Sprachverständnis (durch Wiederholung) als auch das aktive Sprechen, wenn das Kind beginnt, bekannte Sätze mitzusprechen. Außerdem kann man mit Anybook kommunikative Spiele machen: z. B. Geräuschrätsel – Sie nehmen Tiergeräusche auf verschiedene Sticker auf, das Kind drückt und rät, welches Tier das ist, und Sie sagen das Wort dazu. Das System ist sehr flexibel und wächst mit dem Kind mit (später kann man auch kleine Geschichten aufnehmen usw.).
  • Zielgruppe: Geeignet ist der Anybook-Stift schon für Kinder im Vorschulalter. Gerade autistische Kinder ab 4 Jahren, die vielleicht noch wenig sprechen, aber gerne auditiv lernen, haben hier einen Vorteil. Der Stift ist einfach zu bedienen (nur Aufnahmeknopf und Abspielen durch Tippen). Die Zielgruppe sind Kinder mit Unterstützungsbedarf in Sprache oder Lesen – also auch Kinder mit Autismus, verzögerter Sprachentwicklung, aber auch z. B. Zweisprachige. Für unser Thema: Wenn Ihr Kind auf Ihre Stimme reagiert, aber vielleicht im direkten Kontakt nicht immer zuhört, kann es hilfreich sein, dass es Ihre Stimme aus dem Stift hört. Manche Kinder mit Autismus mögen die Interaktion von Angesicht zu Angesicht nicht so, profitieren aber dennoch von Sprache – hier kann der Stift indirekte Kommunikation ermöglichen.
  • Alltags-Tipps zur Anwendung: Überlegen Sie, in welchen Situationen oder für welche Wörter Ihr Kind einen akustischen Spickzettel gebrauchen könnte. Ein Anwendungsbeispiel: Tagesablauf-Buch – Kleben Sie Fotos von typischen Handlungen (Aufstehen, Frühstück, spielen, baden, schlafen gehen) in ein Album. Nehmen Sie zu jedem Foto eine kurze Beschreibung oder ein Lied auf („Guten Morgen, wach auf!“, „Jetzt gibt’s Frühstück, wir essen Brot.“ etc.). Das Kind kann mit dem Stift durch den Tag blättern und hört, was als Nächstes kommt – das gibt Struktur und fördert Alltagsbegriffe. Oder nutzen Sie den Stift beim Geschichten erzählen: Zeichnen Sie selbst eine kleine Bildgeschichte und sprechen Sie den Text auf Sticker ein. Ihr Kind tippt nacheinander die Bilder an und lauscht der Geschichte. Viele Kinder lieben es, die Sticker auch auf ihr Lieblingsspielzeug zu kleben – Sie könnten z. B. einen Sticker auf den Lieblings-Lego-Auto kleben und darauf Motorengeräusch und „Brumm brumm, Auto!“ aufnehmen. So verbindet das Kind Wort und Objekt. Der Clou ist: Personalisierung. Sie können z. B. Aufnahmen von vertrauten Stimmen sammeln (Papa, Mama, Geschwister). Wenn Ihr Kind ein Wort lernt, sprechen Sie es auf – es kann es immer wieder abhören. Machen Sie ruhig Quatsch dabei (lustige Stimmen, Singen), damit es Freude weckt. Der Anybook-Stift eignet sich auch gut, um emotionale Unterstützung zu geben: Einige Eltern nehmen beruhigende Sätze wie „Keine Angst, Mama ist da“ auf einen Sticker und das Kind kann im Bedarfsfall draufdrücken, um Mamas Stimme zu hören. Insgesamt lässt sich sagen: Dieses Produkt fördert Sprache durch persönliches Zuhören und Nachsprechen. Nehmen Sie Ihr Kind in die Planung mit rein – vielleicht möchte es selbst mal ins Mikro sprechen (auch das geht!). Das gemeinsame Aufnehmen von Geräuschen kann ein tolles Spiel sein, bei dem Ihr Kind Laute übt. So wird der Audiostift zu einem kleinen Kommunikationsbegleiter im Alltag.

HABA Zuordnungsspiel „Alle meine Farben“

  • Material: Dieses Spiel vom Hersteller HABA besteht aus robustem Karton und Holz. Enthalten sind farbenfrohe Holzplättchen und Tafeln aus dicker Pappe. Auf den Tafeln sind verschiedene Motive abgebildet, z. B. Gegenstände oder Tiere, jeweils in bestimmten Farben. Passend dazu gibt es runde Holzscheiben in diesen Farben. Das Kind ordnet die Farbscheiben den richtigen Bildern zu – daher der Name „Zuordnungsspiel“. Alles ist kindgerecht illustriert und gut greifbar für kleine Hände.
  • Nutzen für die Sprachförderung: „Alle meine Farben“ vereint Farbenlernen und Wortschatz. Während Ihr Kind die farbigen Holzplättchen den Bildern zuordnet, können Sie wunderbar sprachlich begleiten. Beispiel: Auf der Tafel ist ein Frosch abgebildet, der grün ist. Ihr Kind findet das grüne Plättchen und legt es darauf. Sie sagen: „Richtig, der Frosch ist grün!“ So lernt es nicht nur die Farbe „grün“, sondern auch das Wort „Frosch“ in einem sinnvollen Zusammenhang. Jede Spielrunde bietet zahlreiche Gelegenheiten, Begriffe zu benennen: Tiere, Früchte, Alltagsgegenstände und natürlich die Farbwörter selbst. Darüber hinaus fördert das Spiel die Konzentration und Feinmotorik, was indirekt wieder dem Sprachlernen zugutekommt (ein konzentriertes Kind kann besser zuhören und nachsprechen). Autistische Kinder, die oft visuell denken, profitieren davon, dass hier Wort und Bild verknüpft werden – das unterstützt das Verständnis. Und weil das Spielprinzip einfach und wiederholend ist, können Kinder mit Autismus daran Gefallen finden, die Zuordnung immer wieder zu machen. Durch die Wiederholung prägen sich Worte wie „rot“, „gelb“, „Sonne“, „Erdbeere“ etc. ein.
  • Zielgruppe: HABA empfiehlt das Spiel ab ca. 2 Jahren, und für autistische Kinder im Alter von 4 Jahren kann es immer noch sehr geeignet sein, gerade wenn die Sprachentwicklung verzögert ist. Es richtet sich an Kinder, die Farben unterscheiden können oder es gerade lernen. Für Kinder mit Autismus, die eventuell Stärken im visuellen Bereich haben, ist das ein tolles Spiel, weil sie Erfolgserlebnisse haben (die Farben passen immer nur in die richtige Ausstanzung, das ergibt ein fertiges Bild). Auch Kinder, die noch nicht sprechen, können durch Zeigen und Legen mitmachen – sie zeigen ihr Verständnis, auch wenn sie die Wörter noch nicht aussprechen. Das Spiel ist kurzweilig und kann allein oder zu zweit (Kind mit Eltern) gespielt werden.
  • Anwendung im Alltag: Nutzen Sie „Alle meine Farben“ als Sprachlern-Ritual. Beispielsweise könnten Sie jeden Nachmittag eine kurze Spielrunde einlegen. Machen Sie es spannend: „Wollen wir heute wieder Farben spielen?“ – viele Kinder freuen sich auf die Routine. Während des Spielens sollten Sie laufend sprachlich kommentieren: „Schau mal, ein Frosch. Welche Farbe hat der Frosch? Grün, genau. Hast du den grünen Stein? Leg ihn mal hin – prima, der Frosch ist grün!“ Auch wenn das Kind nicht antwortet, hören die Ohren mit. Stellen Sie einfache Entscheidungsfragen: „Ist die Erdbeere rot oder blau?“ – wenn Ihr Kind zögert, geben Sie ruhig Hilfe: „Rot, ja die Erdbeere ist rot.“ Loben Sie viel („Toll, du hast alle Farben richtig zugeordnet!“), denn das motiviert. Sie können das Spiel auch erweitern: Vielleicht hat Ihr Kind eigene kleine Spielzeugfiguren in den passenden Farben – lassen Sie den roten Feuerwehrmann auf die rote Fläche hüpfen, usw., um Abwechslung reinzubringen. Ein weiterer Alltagstipp: Greifen Sie die Begriffe außerhalb des Spiels auf. Wenn ihr Kind z. B. im Spiel „Sonne – gelb“ gelernt hat, zeigen Sie bei echtem Sonnenschein nach draußen: „Da ist die Sonne, auch gelb und heiß!“. So verknüpft das Kind das Gelernte mit der Realität. „Alle meine Farben“ eignet sich auch gut für Geschwister oder Freunde: ein größeres Geschwisterkind kann mit dem autistischen Kind zusammen spielen und dabei unbewusst zum „Sprachvorbild“ werden, indem es Dinge benennt. Insgesamt ist dieses HABA-Spiel ein schönes Beispiel dafür, wie man Grundbegriffe (Farben, Objekte) spielerisch und wiederholend vermittelt – ideal für den Sprachstart.

Ravensburger Spiel „Quips“

  • Material und Spielprinzip: „Quips“ ist ein Klassiker unter den Lernspielen von Ravensburger. Es besteht aus mehreren Legetafeln, kleinen bunten Holz- oder Pappsteinchen und Farbwürfeln. Jede Legetafel zeigt ein Bild mit Aussparungen in verschiedenen Farben – zum Beispiel ein Bär mit bunten Punkten auf dem Fell, ein Schmetterling mit Farbfeldern auf den Flügeln, etc. Die Kinder würfeln farbige Punkte und dürfen entsprechend farbige Steinchen aus einem Beutel ziehen, die sie dann auf die passenden Felder ihres Bildes legen. Wer sein Bild zuerst komplett mit den richtigen Farben gefüllt hat, gewinnt. Man kann es aber auch kooperativ spielen, ohne Wettkampf.
  • Sprachfördernder Nutzen: Auch hier steht zunächst das Farbenlernen im Vordergrund, aber „Quips“ bietet noch mehr für die Sprache. Da es ein Gesellschaftsspiel (für 2–4 Spieler) ist, wird automatisch die Kommunikation zwischen den Mitspielern angeregt. Schon das Warten, bis man an der Reihe ist, und das Mitteilen, was man gewürfelt hat („Ich habe Rot!“), sind kleine Sprechanlässe. Für ein autistisches Kind kann dieses Spiel helfen, in Interaktion mit anderen Kindern oder Erwachsenen zu treten. Die Eltern oder Spielpartner können jeden Zug sprachlich begleiten: „Du hast blau gewürfelt – schau mal, wo auf deinem Bild ist etwas Blaues? Ah, der Hut vom Clown ist blau.“ So werden Farbwörter und Gegenstandswörter kombiniert geübt. Außerdem lädt das fertige Bild zum Geschichten Erzählen ein: Hat das Kind z. B. ein Bild von einem Zirkusclown mit bunten Luftballons ausgefüllt, kann man danach darüber sprechen („Der Clown hat fünf Ballons – was meinst du, fliegen die weg? Welche Farben haben die Ballons?“). Selbst wenn das Kind noch nicht antwortet, nimmt es die Sprache auf. Durch das Greifen der Steinchen und Legen auf passende Felder verbessert sich wiederum die Feinmotorik und visuelle Wahrnehmung, was wir schon wissen, auch dem Spracherwerb zugutekommt. Und nicht zuletzt lernt das Kind in einer sozialen Spielsituation wichtige Sprachfunktionen: Fragen („Bist du dran?“, „Welche Farbe hast du?“) und Antworten, Bitten („Kann ich den Würfel haben?“), vielleicht auch ein bisschen Smalltalk während des Spiels. Für autistische Kinder, die oft in Eigenbeschäftigung versinken, ist das Spiel ein sanfter Weg zu gemeinsamer Aufmerksamkeit: Alle schauen auf das gleiche Spielbrett, sprechen über die gleichen Farben.
  • Zielgruppe: „Quips“ ist laut Hersteller für Kinder ab 3 Jahren geeignet, Zielalter etwa 3–6 Jahre. Für ein autistisches Kind mit 4 Jahren kann es genau richtig sein, um erste Brettspielerfahrungen zu sammeln. Sollte Ihr Kind mit Regeln noch überfordert sein, können Sie es auch frei verwenden – z. B. ohne Würfel, einfach Steinchen sortieren und einsetzen (was viele Autist*innen gerne tun, sortieren beruhigt und strukturiert). Dank der einfachen Bilder fühlen sich auch Kinder mit wenig Sprachkenntnis nicht überfordert: Es gibt kein komplexes Spielgeschehen, nur Farben zuordnen. Kinder, die schon weiter sind, können dagegen aktiv mitzählen (Steinchen abzählen oder sich die Würfelaugen ansehen, was nebenbei Zahlen übt). Wenn Ihr Kind überhaupt kein Interesse an gemeinsamer Spielaktion hat, wäre Quips vielleicht noch zu früh – dann lieber erstmal Einzel-Puzzles. Aber wenn es neugierig auf Farben und bereit für etwas Interaktion ist, ist Quips eine tolle Wahl.
  • Tipps zur Anwendung: Beginnen Sie, indem Sie das Spiel zusammen entdecken, ohne strikt nach Anleitung zu gehen. Lassen Sie Ihr Kind die bunten Steinchen anfassen und sortieren – viele Kinder lieben die taktile Erfahrung. Zeigen Sie spielerisch: „Schau, dieses rote Steinchen passt hier auf die rote Blume.“ Machen Sie Geräusche oder kleine Geschichten, z. B. „Plopp, der Stein ist drin – die Blume wird rot!“. Wenn das Kind interessiert mitmacht, können Sie allmählich die eigentlichen Spielregeln einführen: Würfeln Sie und benennen Sie die gewürfelte Farbe laut. Animieren Sie Ihr Kind, sich auch zu äußern: „Welche Farbe hast du gewürfelt? Ah, Grün! Sag mal Grün.“ – vielleicht spricht es das Wort nach. Wenn nicht, kein Druck – Sie sagen es und legen gemeinsam das Teil. Wichtig bei autistischen Kindern ist oft, Flexibilität ins Spiel zu bringen: Die starren Regeln darf man ruhig aufweichen, falls das Kind sonst frustriert wäre. Zum Beispiel dürfen bei Ihnen ruhig auch mal alle gleichzeitig legen oder die Reihenfolge ändern, solange das Kind Freude hat und spricht. Feiern Sie am Ende das fertige Bild: „Toll, dein Bild ist bunt! Was siehst du alles? Einen Ball, einen Luftballon, einen Hut…“. Nutzen Sie Quips auch, um Konzepte wie „dran sein“ zu üben – man kann z. B. ein „Ich bin dran“-Kärtchen benutzen, das man dem Kind gibt, wenn es an der Reihe ist, und dazu das einfache Wort „Du bist dran“ sagen. Nach einigen Runden wird es vielleicht selbst anzeigen, wenn es dran sein möchte. Solche sozialen Kleinigkeiten sind großer Gewinn. Nach dem Spiel räumen Sie zusammen auf – auch das bietet Sprachinput („Bitte gib mir alle roten Steine“ – Ihr Kind sucht und gibt sie, Sie bedanken sich verbal). Insgesamt gilt: Quips fördert Sprache vor allem im Miteinander, also spielen Sie es am besten zu zweit oder in kleiner Runde, und nutzen Sie jede Gelegenheit, Farben und Dinge zu benennen. So lernt Ihr Kind fast nebenbei beim Spielen.

Bildkarten und Symbole (z. B. METACOM-Symbole)

  • Material: Bildkarten sind visuelle Hilfsmittel zur Sprachförderung. Es gibt verschiedene Hersteller und Sets. Ein bekanntes Beispiel sind die METACOM-Symbole (entwickelt von Annette Kitzinger): Das ist eine Sammlung von über tausend Piktogrammen – einfache, klar gezeichnete Bildchen für Begriffe des Alltags, Gefühle, Tätigkeiten etc. Diese Symbole können ausgedruckt und laminiert als Karten verwendet werden. Außerdem bieten Verlage wie Schubi oder ProLog fertige Bildkarten-Sets an, z. B. Fotokarten mit Alltagsgegenständen, Karten mit Handlungsabläufen, Memory-Spiele mit Bildern usw. Oft bestehen diese Karten aus Karton oder laminiertem Papier, damit sie kinderhändig robust sind.
  • Sprachfördernder Nutzen: Bildkarten sind extrem vielseitig in der Sprachförderung. Für autistische Kinder, die visuell stark sind, dienen sie als Brücke zur Sprache. Einige Nutzenaspekte:
    • Wortschatz aufbauen: Durch Anschauen und Benennen von Bildkarten lernt das Kind neue Wörter. Z. B. zeigen Sie eine Karte mit einem Apfel und sagen „Apfel“. Sie können die gleichen Karten immer wieder nutzen, bis das Wort sitzt.
    • Aktives Sprechen fördern: Mit Bildkarten kann man Spiele machen wie „Was ist das?“. Vielleicht mag Ihr Kind die Karte nehmen und versuchen, das Wort zu sagen, besonders wenn es ein Lieblingsgegenstand ist.
    • Verstehen und Zuordnen: Sie können Karten kategorisieren („Leg alle Essen-Karten zusammen“) oder Bild und Gegenstand zuordnen („Leg die Karte zur echten Banane“). Dadurch verknüpft das Kind Begriffe mit realen Objekten.
    • Sätze bilden: Fortgeschrittene Variante – legen Sie zwei, drei Karten nebeneinander, z. B. „Ich – möchte – Ball“, und sprechen Sie den Satz. Das Kind sieht die Struktur bildlich vor sich.
    • Kommunikation ohne Worte: Wie schon im Abschnitt UK erwähnt, können Bildkarten selbst zum Kommunikationsmittel werden. Auch außerhalb eines strikten PECS-Trainings können Eltern zu Hause ein Karteikästchen mit Wörtern führen, aus dem das Kind ein Kärtchen holt, um etwas zu „sagen“. Zum Beispiel ein Karteikärtchen mit dem Bild einer Toilette an der Tür – wenn das Kind drauf zeigt, wissen alle Bescheid.
    • Spiele und Spaß: Memory-Karten mit Bildern eignen sich, um Paare zu finden und dabei Begriffe zu sagen. Oder man spielt „Bingo“ mit Bildkärtchen: Jeder hat ein Brett mit Bildern und zieht Karten – wer sein Brett voll hat, ruft gewonnen. Dabei müssen ständig die Begriffe benannt werden.
  • Zielgruppe: Bildkarten kann man für nahezu jedes Alter anpassen, hier geht es um Kinder ab 4 Jahren. In diesem Alter sind viele autistische Kinder noch in der Phase, Grundwörter zu lernen – da helfen einfache Nomen-Bildkarten (Personen, Essen, Spielzeug). Für Kinder, die schon sprechen, aber ganze Sätze und Geschichten üben sollen, gibt es auch Bildsequenzen (Bildergeschichten) oder Verbkarten. METACOM-Symbole sind besonders gut für Kinder geeignet, die klare einfache Bilder brauchen – also viele im Autismus-Spektrum – weil diese Symbole extra für Kommunikationszwecke entwickelt wurden (wenig Ablenkung im Bild, klare Konturen). Fotokarten wiederum können realitätsnah sein, was manchen Kindern besser gefällt. Man kann sogar eigene Fotos von vertrauten Dingen als „Bildkarten“ verwenden. Wichtig: Achten Sie aufs Interesse Ihres Kindes. Wenn es z. B. Fahrzeuge liebt, nutzen Sie Fahrzeug-Bildkarten, um darüber ins Gespräch zu kommen. Die Zielgruppe für Bildkarten sind auch Kinder, die nicht sprechen – sie können so passiv lernen oder aktiv zeigen – sowie Kinder, die Sprache zwar können, aber visuelle Unterstützung brauchen, um z. B. Abläufe zu verstehen (dann nutzt man Bildkarten für Ablaufpläne).
  • Alltagsintegration: Bildkarten sollten griffbereit im Alltag sein. Hier ein paar Ideen, wie Sie sie praktisch nutzen:
    • Kommunikationsbrett in der Wohnung: Hängen Sie in der Küche ein kleines Board auf mit Karten für „essen“, „trinken“, „fertig“, „mehr“, „Pause“, „spielen“ etc. Zeigen Sie Ihrem Kind im Alltag immer wieder diese Karten, wenn die Situation passt („Du bist fertig mit Essen? Schau mal, ‚fertig‘!“ und zeigen auf die Karte). Mit der Zeit kann das Kind selbst drauf zeigen.
    • Spielerunde mit Bildkarten: Machen Sie es wie ein Quiz: Legen Sie 5 bekannte Bilder vor Ihr Kind. Bitten Sie: „Zeig mir den __ (z. B. Ball).“ Falls es noch nicht sprechen mag, kann es den Ball zeigen oder Ihnen geben. Sie loben: „Ja, super, das ist der Ball!“ – So überprüfen Sie quasi spielerisch das Verständnis und wiederholen Worte. Dann können Sie Rollen tauschen: Lassen Sie das Kind Ihnen ein Bild geben, und Sie benennen es falsch absichtlich („Oh, danke für den Apfel!“, obwohl es der Ball ist). Viele Kinder finden das lustig und korrigieren Sie dann, sei es durch Geste oder Wort.
    • Memory/Bilderpaare: Nutzen Sie doppelte Bildkarten (vielleicht aus einem Memory-Spiel). Spielen Sie Memory, aber vereinfacht – legen Sie ein paar Paare offen hin und suchen Sie gemeinsam. Jedes Mal, wenn ein Paar gefunden ist, sagen Sie: „Das ist die Katze und noch eine Katze – zwei Katzen! Miau.“ So hört das Kind das Wort mehrfach. Autistischen Kindern kann man Memory auch ohne Konkurrenzdruck anbieten – vielleicht spielen Sie kooperativ, alle Paare zusammenfinden.
    • Karten im Alltag verteilen: Kleben Sie ein paar laminierte Bilder an passende Orte – z. B. ein Bild vom Zähneputzen ans Bad, vom Schuh an die Haustür (für Schuhe anziehen). Zeigen Sie vor der entsprechenden Tätigkeit kurz auf das Bild und sagen Sie das Wort. Das visualisiert Routinen und hilft dem Kind, Worte mit Situationen zu verknüpfen.
    • Gebärden + Karten kombinieren: Falls Sie Gebärden verwenden, zeichnen Sie evtl. sogar einfache Strichzeichnungen der Gebärden auf Karten, um sich als Erinnerungshilfe in der Familie auszuhängen.
    Insgesamt gilt: Bildkarten sind kein klassisches „Spielzeug“, aber ein unschätzbares Hilfsmittel – fast jedes Sprachspiel lässt sich mit Bildern unterstützen. Viele autistische Kinder lieben Ordnung und Systematik: Eine Box mit beschrifteten Bildkärtchen kann da nahezu faszinierend sein (ein Kind sortiert sie, schaut sie an, fragt evtl. nach dem Wort). Nutzen Sie diese Neugier! Wenn Ihr Kind eine Karte immer wieder anschaut, sprechen Sie darüber („Magst du dieses Bild? Das ist ein Schwimmbad. Erinnerst du dich, als wir schwimmen waren?“). So entstehen Dialoge aus einfachen Bildern. Hersteller wie Schubi bieten tolle Sets – aber man kann auch kostengünstig online Symbolbilder herunterladen oder selbst Fotos machen und laminieren. Die Hauptsache ist, Sie setzen die Karten aktiv ein, jeden Tag ein bisschen, dann entfalten sie ihre volle Wirkung für die Sprachförderung.

LEGO® Duplo – Bauen und Sprechen

  • Material: LEGO Duplo ist vielen bekannt: Das sind die großen Legosteine aus Kunststoff, die für kleine Kinderhände gemacht sind. Es gibt zahlreiche Duplo-Sets – von einfachen Bauklötzen in verschiedenen Farben bis hin zu thematischen Sets (Bauernhof, Feuerwehrstation, Zoo, Eisenbahn, u.v.m.) mit Figuren und Tieren. Die Steine sind bunt, robust und leicht zusammenzustecken.
  • Sprachfördernder Nutzen: Auf den ersten Blick denkt man bei LEGO an motorische und kreative Förderung. Aber gerade beim gemeinsamen Spielen mit Duplo entfaltet sich großes Sprachpotenzial:
    • Wortschatz und Benennen: Jedes Teil und jede Figur bietet ein Wort – „Haus“, „Auto“, „Kuh“, „Tür“, „Baum“ usw. Während Sie zusammen bauen, benennen Sie die Teile: „Gibst du mir bitte den roten Stein? Danke! Jetzt bauen wir einen Turm.“ Ihr Kind lernt so Farben, Formen („großer Stein/kleiner Stein“), Objektbegriffe und auch Raumwörter („oben drauf“, „neben dem Haus“).
    • Fragen und Entscheidungen: Sie können das Kind ständig einbinden: „Sollen wir einen hohen Turm oder einen kleinen Turm bauen?“, „Wen willst du ins Haus setzen, die Katze oder den Hund?“. Auch wenn Ihr Kind nicht in ganzen Sätzen antwortet, kann es zeigen oder einen der Begriffe sagen. Dadurch übt es, auf Fragen zu reagieren.
    • Rollenspiel und Kommunikation: Viele Duplo-Sets enthalten Figuren (Menschen, Tiere). Damit kann man kleine Alltagsszenen oder Fantasiegeschichten nachspielen. Im Rollenspiel mit Ihrem Kind passieren wichtige sprachliche Dinge: Sie sprechen vielleicht in verteilten Rollen („Hallo, ich bin der Bauer – möchtest du etwas essen?“ und Ihr Kind spielt das Tier und lässt es „mampfen“). Autistische Kinder spielen selten spontan Rollenspiel, aber mit Anleitung finden sie oft Gefallen daran, weil es strukturiert ist und sie bekannte Abläufe nachstellen können. Wenn Ihr Kind z. B. immer wieder Züge liebt, bauen Sie eine Zugstrecke und „fahren“ gemeinsam – kommentieren Sie alles: „Der Zug hält am Bahnhof. Alle einsteigen! Tuuut – weiter geht’s.“ Ihr Kind hört Dialoge und kann einzelne Wörter oder Laute übernehmen.
    • Verbesserung der Interaktion: Beim Bauen zu zweit muss man kooperieren und sich absprechen – das fordert Ihr Kind heraus, auf Sie zu achten und zu kommunizieren. Vielleicht bittet es Sie irgendwann selbst um ein Teil („haben“ sagen oder auf einen Stein deuten, Sie geben es dann mit dem Wort). Diese kleinen Momente sind Sprechlerngelegenheiten.
    • Förderung der Fantasie und Flexibilität: Sprachlich gesehen hilft Fantasie dabei, neue Begriffe und Satzkonstruktionen zu üben. Wenn Sie mit den Duplo-Figuren eine kleine Geschichte erfinden („Der Hund fährt mit dem Auto zur Stadt“), hört Ihr Kind Satzbau und Abfolge. Sie können immer wieder neue Szenen anknüpfen, so bleibt die Sprache abwechslungsreich.
  • Zielgruppe: Duplo richtet sich an Kinder ab 1,5–2 Jahren bis etwa Vorschulalter. Mit 4 Jahren sind viele Kinder – auch autistische – sehr an Duplo interessiert, vor allem an Themenwelten (Zug, Zoo, Baustelle etc.). Selbst wenn Ihr Kind vielleicht eigentlich schon mit kleineren Legosteinen bauen könnte, sind die Duplo-Figuren und einfachen Strukturen oft besser, um Sprachsituationen zu gestalten, weil sie klar und nicht zu fiddelig sind. Für autistische Kinder, die vielleicht stereotyp lieber nur Reihen bauen würden, sind die Figuren und Tiere ein guter Ansatz, sie ins spielerische Erzählen zu bringen. Sollte Ihr Kind bisher wenig Interesse an Bauspielen gezeigt haben, lohnt es sich, mit einem Thema anzufangen, das es liebt (z. B. wenn es Tiere mag, ein kleiner Bauernhof mit Tieren). Oft entwickeln sie dann durch die vertrauten Objekte mehr Spaß am Spielen.
  • Alltags-Tipps zur Anwendung: Machen Sie das Bauen zu einer gemeinsamen Aktivität. Viele Autist*innen neigen dazu, alleine Türme zu stapeln oder Steine nach Farben zu sortieren. Das ist okay – aber Sie können sich daneben setzen und verbal begleiten. Beispiel: Ihr Kind sortiert alle blauen Steine – steigen Sie ein: „Oh, du machst alle blauen Steine zusammen. Schau mal, hier ist noch ein blauer.“ So zeigen Sie Interesse und legen sprachlich eine Schiene, ohne das Kind aus seinem Schema zu reißen. Hat es einen Turm gebaut? Kommentieren: „Wow, ein hoher Turm. Oh nein, er fällt um!“ – vielleicht animieren Sie das Kind, „Boom“ zu sagen oder zu lachen. Wenn möglich, bauen Sie etwas zusammen: „Halte du den Turm fest, ich stecke oben noch einen drauf.“ Dieses kooperative Tun zwingt zur Abstimmung – nutzen Sie einfache Begriffe: „Warten… jetzt… weiter… fertig!“. Ein toller Tip: Integrieren Sie Duplo in Geschichten. Z. B. lesen Sie abends ein kurzes Bilderbuch und am nächsten Tag bauen Sie Elemente daraus nach. Hat der kleine Hase im Buch Möhren geerntet? Bauen Sie einen Garten mit Duplo und spielen Sie „Hase und Bauer“. Fragen Sie Ihr Kind: „Wo ist die Möhre? Gib sie dem Hasen.“ – so kommt Sprache ins Spiel. Auch Alltag nachspielen kann hilfreich sein, um Sprache für reale Situationen zu üben: Bauen Sie z.B. einen kleinen Supermarkt oder eine Küche. Üben Sie Sätze wie „Ich möchte Milch“ oder „Bitte, danke“ im sicheren Spielsetting. Autistische Kinder profitieren sehr davon, Situationen vorher geübt zu haben. Mit Duplo-Figuren können Sie Sozialgeschichten darstellen (z. B. der Kindergartenablauf mit einer selbstgebauten Kita und Figuren für Erzieher und Kinder).
    Und noch ein Tipp: Lassen Sie Ihr Kind manchmal das Kommando übernehmen – vielleicht zeigt es auf die Figur, und Sie sollen sie bewegen. Fragen Sie: „Soll die Figur hüpfen?“ – wenn es Anzeichen gibt (Lächeln, Aufgeregtheit), lassen Sie die Figur hüpfen und sagen „Hüpf, hüpf!“. So lernt Ihr Kind, dass es durch Kommunikation die Handlung steuern kann. Egal ob verbale oder nonverbale Signale – reagieren Sie drauf und verbal begleiten es immer. Lego Duplo ist sozusagen eine Bühne, auf der Sie Sprache lebendig werden lassen können. Indem Sie die Interessen Ihres Kindes aufgreifen und damit kleine Dialoge und Beschreibungen gestalten, wird Ihr Kind nach und nach vertraute Worte einsetzen und neue verstehen. Und das Beste: Es fühlt sich nicht wie Üben an, sondern wie Spielen.

(Neben diesen Beispielen gibt es natürlich noch weiteres sprachförderndes Spielmaterial. Zum Beispiel sind Kasperle- oder Handpuppen klasse, um Dialoge zu üben – viele Kinder trauen sich der Puppe etwas zu erzählen oder Antworten zu geben. Auch Musikinstrumente für autisten wie ein Kinder-Xylofon oder Trommel können Laute und Rhythmen fördern („laut/leise“, „schnell/langsam“ sprechen dazu). Puzzle und Wimmelbücher regen zum Benennen und Erzählen an, wenn man sie gemeinsam anschaut. Das Grundprinzip ist immer: In Interaktion mit einer vertrauten Bezugsperson wird aus fast jedem Spielzeug ein Sprachlernspielzeug.)

Tipps für den Alltag: So fördern Sie Sprache spielerisch
Tipps für den Alltag: So fördern Sie Sprache spielerisch

Tipps für den Alltag: So fördern Sie Sprache spielerisch

Abschließend möchten wir einige allgemeine Tipps geben, wie Sie im Alltagsleben und beim Spielen die Sprachentwicklung Ihres autistischen Kindes unterstützen können. Diese Ratschläge lassen sich mit den oben genannten Spielsachen umsetzen – aber auch ganz ohne spezielles Material, einfach im täglichen Miteinander.

1. Gemeinsame Aufmerksamkeit schaffen: Versuchen Sie, sich jeden Tag bewusst Zeit für gemeinsames Spiel oder gemeinsame Aktivitäten zu nehmen. Auch wenn es nur 10–15 Minuten am Stück sind, in denen Sie voll bei der Sache sind – Qualität geht vor Quantität. In dieser Zeit folgen Sie der Aufmerksamkeit Ihres Kindes: Schauen Sie, womit es sich gerade beschäftigt, und steigen Sie darauf ein. Hat es z.B. gerade Spaß daran, mit einem Spielzeugauto im Kreis zu fahren? Setzen Sie sich daneben mit einem zweiten Auto und fahren Sie mit. Teilen Sie den Moment. Wenn Ihr Kind merkt „Mama/Papa interessiert sich für das, was ich tue“, öffnet es sich eher für Interaktion. Diese geteilte Aufmerksamkeit ist die Basis für Sprachlernsituationen. Ein autistisches Kind taucht oft in seine eigene Welt ab – Ihr Ziel ist es, behutsam Teil dieser Welt zu werden und sie zu erweitern.

2. Sprechen Sie über das, was Sie tun (Sprachmodellierung): Seien Sie quasi der Sportkommentator des Alltags. Beschreiben Sie in einfachen Worten alles, was gerade passiert oder was Ihr Kind sieht. Zum Beispiel beim Anziehen am Morgen: „Jetzt ziehen wir die Socken an. Ein Socke, noch ein Socke – zwei Socken! Toll, jetzt die Schuhe.“ Oder wenn Ihr Kind mit Bauklötzen spielt: „Du baust einen Turm. Oh, der Turm ist hoch!“ Selbst wenn Ihr Kind nicht darauf reagiert, hört es die Sprache im Kontext seiner aktuellen Tätigkeit. Diese Methode nennt man auch Sprachbad – das Kind wird in Sprache „gebadet“, ohne dass es antworten muss. Wichtig dabei: kurze Sätze, betonte Schlüsselwörter („hoch“, „rot“, „fahrende Auto!“), viele Wiederholungen. Autistische Kinder brauchen häufig mehr Wiederholungen, um ein Wort zu verinnerlichen. Scheuen Sie sich nicht, zum hundertsten Mal zu sagen „Das ist dein Teddy“. Geduld zahlt sich aus – eines Tages sagt es vielleicht selbst „Teddy“, weil Sie es so oft liebevoll vorgemacht haben.

3. Auf nonverbale Kommunikation achten und antworten: Ihr Kind kommuniziert möglicherweise viel ohne Worte – durch Blick, Gesten, Körpersprache oder unterschiedliche Laute. Nehmen Sie diese Signale ernst und beantworten Sie sie mit Worten. Beispiel: Ihr Kind zieht Sie zur Kühlschranktür – es kann das Wort „essen“ vielleicht nicht sagen, aber sein Verhalten sagt: „Ich habe Hunger.“ Reagieren Sie, als hätte es gesprochen: „Du möchtest etwas essen! Mal schauen, was wir haben… Möchtest du Joghurt?“ Indem Sie das Bedürfnis in Worte fassen, lernt das Kind das passende Wort zum eigenen Impuls. Oder wenn es auf ein Regal zeigt, sagen Sie „Da oben? Möchtest du das Auto da oben?“. Auch freudiges Hüpfen bei einem Lied können Sie verbalisieren: „Du freust dich, willst nochmal Musik hören!“ So erfährt Ihr Kind: Mama und Papa verstehen mich, und die Laute, die sie dabei benutzen, sind offensichtlich wichtig. Das motiviert es langfristig, diese Worte vielleicht selbst einzusetzen. Außerdem stärken Sie damit sein Selbstbewusstsein als Kommunikator – es merkt, dass es etwas „sagen“ kann (auch ohne Worte) und verstanden wird.

4. Warten und dem Kind Raum geben: Eltern neigen verständlicherweise dazu, für ihr sprachverzögertes Kind zu „sprechen“ – etwa sofort zu erfüllen, was es will, ohne abzuwarten. Versuchen Sie aber, kommunikative Pausen einzubauen. Das heißt: Wenn Sie wissen, Ihr Kind möchte einen bestimmten Gegenstand, tun Sie nicht gleich wortlos das Richtige, sondern halten Sie kurz inne und geben Sie dem Kind die Chance, sich mitzuteilen. Zum Beispiel: Ihr Kind hält Ihnen seine leere Tasse hin. Anstatt wortlos sofort nachzuschenken, warten Sie einen Moment, schauen es fragend an und sagen vielleicht „Mehr? Willst du mehr Saft?“. Dieser kleine Moment kann Ihr Kind ermutigen, ein Zeichen zu geben – vielleicht nickt es, sagt „ja“ oder macht ein entsprechendes Geräusch. Dann loben Sie: „Du sagst mir, was du willst – hier, bitte schön, Saft.“ Diese Erwartungspause lehrt das Kind, dass es aktiv etwas beitragen kann. Achten Sie dabei auf eine freundliche, geduldige Haltung – das Kind soll keinen Druck spüren, aber merken, dass jetzt seine Kommunikation gefragt ist. Mit der Zeit können Sie die Anforderungen steigern: erst warteten Sie vielleicht nur auf irgendein Zeichen, später vielleicht auf ein Laut oder ein Wort, bevor die gewünschte Sache passiert. Wichtig: Bleiben Sie gelassen, wenn nichts kommt, und helfen Sie dann sanft (z.B. „Sag ‚Ball‘ oder zeig drauf, dann spiele ich mit dir“ – und wenn nichts kommt, führen Sie seine Hand). Jedes kleine Signal aus seinem eigenen Antrieb heraus ist ein Fortschritt.

5. Wahlmöglichkeiten anbieten: Eine sehr effektive Methode in Alltagssituationen ist das Anbieten von zwei Optionen, aus denen das Kind wählen kann. Anstatt z.B. einfach Kleidung rauszulegen, halten Sie zwei T-Shirts hoch und fragen: „Möchtest du das blaue Shirt oder das rote Shirt?“ Sprechen Sie deutlich und zeigen Sie ggf. zusätzlich mit Gesten oder Bildkärtchen die Optionen. Ihr Kind könnte nun auf eines zeigen oder greifen – sofort bestätigen Sie: „Ah, du willst das blaue Shirt anziehen. Gut, das nehmen wir!“ So haben Sie nicht nur das Anziehen kooperativer gestaltet, sondern auch gleich Farbwörter geübt. Das geht beim Snacken („Möchtest du Apfel oder Keks?“), beim Spielen („Spielen wir mit dem Ball oder der Puppe?“) etc. Wenn Ihr Kind schon ein bisschen spricht, regen solche Entscheidungsfragen es an, das Wort auszusprechen („Keks“). Wenn es nonverbal antwortet (zeigt oder nimmt), sprechen Sie das Wort und loben die Wahl. Durch Wahlmöglichkeiten fühlt sich Ihr Kind ernstgenommen und hat Grund, sich auszudrücken – es lohnt sich, denn es bekommt ja das Gewünschte. Gleichzeitig erweitert sich sein Wortverständnis ständig durch diese wiederholten Entscheidungen.

6. Alltagshandlungen sprachlich begleiten und ritualisieren: Viele alltägliche Routinen eignen sich hervorragend zur Sprachförderung, weil sie jeden Tag wiederkehren und somit Wiederholung bieten. Machen Sie aus Routinen kleine Sprachrituale. Ein paar Beispiele:

  • Beim Essen: Benennen Sie immer wieder die Lebensmittel („Das Brot. Die Butter. Der Apfel.“). Fragen Sie nach mehr/minder („Noch Saft? Mehr? Oder bist du fertig?“). Lassen Sie Ihr Kind kleine Aufgaben übernehmen („Hol bitte den Löffel“ – wenn es das schafft, loben und benennen: „Danke, du hast den Löffel gebracht.“). Vielleicht haben Sie ein Lied oder einen Spruch vor dem Essen („Piep, piep, piep, wir haben uns lieb…“) – das fördert Sprache im sozialen Kontext.
  • Beim Baden: Nutzen Sie das Planschen für Begriffe wie „nass“, „warm“, „spritzen“, Körperteile benennen („Jetzt waschen wir die Arme, dann die Beine…“). Viele Kinder sind entspannt im Wasser und offen für Spaß-Lautspiele – pusten Sie z.B. in das Wasser „blubb blubb“ und schauen Sie, ob Ihr Kind es nachmacht.
  • Beim Aufräumen: Machen Sie ein Spiel daraus – „Wir räumen auf, fertig los! Leg die Autos in die Kiste – eins, zwei, drei… Geschafft!“; Singen Sie eventuell ein Aufräumlied. Ihr Kind lernt so Kategorien und Mengenwörter ganz nebenbei („Alle Bausteine sind weg“).
  • Zu Bett gehen: Beim abendlichen Ritual (z.B. Pyjama anziehen, Zähne putzen, Geschichte lesen) sprechen Sie beruhigend und repetitiv. Vielleicht immer die gleichen Sätze („Gute Nacht sagen wir dem Spielzeug – schlaf gut, Teddy…“). Autistische Kinder lieben oft diese Vorhersehbarkeit, und durch die Ritualsprache prägen sich diese Sätze tief ein.
  • Unterwegs: Zeigen Sie auf alles Mögliche und benennen Sie es. Im Supermarkt: „Schau, Banane, Brot, Saft.“ Im Park: „Oh, ein Vogel fliegt. Da, ein Hund läuft.“ Selbst wenn Ihr Kind im Buggy sitzt und nicht antwortet, nehmen Sie es sprachlich mit auf Entdeckungstour. Das Gehirn speichert ungeheuer viel durch Zuhören in verschiedenen Situationen.
  • Telefon/Videochat mit vertrauten Personen: Manchmal trauen sich Kinder, ein Wort zu sagen, wenn Oma am Telefon „Tschüss“ sagt, auch wenn sie es sonst nicht nutzen. Ermuntern Sie solche Gelegenheiten – es lockert die Sprachumgebung auf.

7. Musik, Reime und Rhythmus nutzen: Kinder lieben oft Lieder und Reime, und autistische Kinder sind da keine Ausnahme – manchmal haben sie sogar besondere Freude an Melodien oder dem Rhythmus von Sprache. Nutzen Sie das: Singen Sie einfache Kinderlieder, auch wenn Ihr Kind noch nicht mitsingt. Viele fangen an zu glucksen oder zu klatschen. Machen Sie Bewegungen dazu (Gebärden oder Hüpfen), so verknüpft das Kind Wörter mit Aktionen. Reime wie „Hoppe hoppe Reiter“ oder Fingerspiele („Das ist der Daumen…“) animieren zur Interaktion – Ihr Kind zeigt vielleicht, dass es nochmal auf den Knien hopsen will, indem es Ihre Hände führt. Jedes Mal sagen Sie den Reim von Neuem – so lernt es, die Folge zu antizipieren und eventuell selbst Laute einzusetzen (manche Kinder sagen irgendwann das „Plumps“ selbst, weil sie diesen Moment lieben). Musik kann auch beruhigen und Türen öffnen: Ein Kind, das nicht auf ein gesprochenes „Hallo“ reagiert, summt vielleicht den Klang einer Melodie nach, die es mag. Das ist ebenfalls Kommunikation! Unterstützen Sie das, summen oder singen Sie zurück – so entsteht ein „Gespräch“ in Tönen, das später in Worte übergehen kann.

8. Erfolge feiern, Druck vermeiden: Die Sprachförderung ist ein Marathon, kein Sprint – besonders bei autistischen Kindern. Jede kleine Verbesserung verdient Anerkennung. Hat Ihr Kind heute „Ball“ gesagt, was gestern noch undenkbar war? Feiern Sie es! Loben Sie konkret: „Toll, du hast ‚Ball‘ gesagt, ich bin so stolz auf dich!“ Positive Aufmerksamkeit motiviert Ihr Kind, weiterzumachen. Gleichzeitig ist es wichtig, Druck rauszunehmen. Zwingen Sie Ihr Kind nie zum Sprechen. Wenn es merkt, Mama ist nur glücklich, wenn ich spreche, kann das Stress erzeugen, der eher blockiert. Halten Sie die Atmosphäre beim Üben spielerisch und liebevoll. Falls Ihr Kind an einem Tag gar nicht „mitmacht“, lieber Pause machen und später wieder versuchen. Manchmal machen Kinder plötzlich in ihrem eigenen Tempo einen Sprung, wenn man es gar nicht erwartet. Vertrauen Sie darauf: Ihr Kind will kommunizieren – unsere Aufgabe ist es, ihm die Mittel zu geben und es dabei entspannt zu begleiten.

9. Zusammenarbeit mit Fachleuten: Sie als Eltern sind die wichtigsten Sprachförderer im Alltag. Aber Sie sind nicht allein: Nutzen Sie die Expertise von Therapeuten und Pädagogen, die Ihr Kind betreuen. Fragen Sie die Logopädin, welche Wörter oder Laute sie gerade übt – Sie können das im Alltag aufgreifen. Lassen Sie sich von der Autismus-Therapie Tipps zeigen, wie Sie auf herausfordernde Situationen reagieren können. Wenn Ihr Kind z.B. in der Kita unterstützte Kommunikation nutzt, versuchen Sie, die gleichen Symbole auch daheim verfügbar zu haben, damit es konsistent bleibt. Der Austausch mit dem Therapeutenteam hilft, die Förderung in Alltag und Therapie hand in Hand gehen zu lassen. Scheuen Sie sich auch nicht, nach Hause besuchende Frühförderung anzunehmen, falls angeboten – Profis können manchmal direkt im gewohnten Umfeld des Kindes noch bessere Hinweise geben, wie man Spielsituationen gestaltet.

10. Jedes Kind ist anders – individuell bleiben: Schließlich: Vergleichen Sie Ihr Kind nicht zu sehr mit anderen. Manche autistischen Kinder sprechen mit 4 Jahren plötzlich in ganzen Sätzen, andere benötigen viele Jahre Unterstützung in Kommunikation und vielleicht bleiben Bilder oder Geräte ihr Hauptsprachrohr. Wichtig ist, dass Sie die Fortschritte Ihres eigenen Kindes sehen und würdigen – egal wie klein. Hat es heute Blickkontakt aufgenommen, um etwas zu bekommen? Super! Hat es ein neues Gebärdenzeichen gelernt? Wunderbar! Sprachförderung heißt nicht, aus Ihrem Kind um jeden Preis einen Vielredner machen zu müssen. Es heißt, ihm die Teilnahme an der Kommunikation zu ermöglichen, in welcher Form auch immer, und seine Persönlichkeit dabei zu respektieren.

Zum Abschluss: Sprachförderung und Sprachentwicklung

Bleiben Sie geduldig und liebevoll neugierig. Ihr Kind spürt Ihre Zuwendung. Mit den richtigen Therapien und spielerischen Anreizen wird es Stück für Stück mehr von seiner Welt mit Ihnen teilen können – sei es durch Worte, Zeichen oder Bilder. Jeder gemeinsame Moment zählt. Genießen Sie diese Momente, und machen Sie sich keine Sorge, wenn der Weg mal länger dauert. Sie legen mit all der Förderung einen wichtigen Grundstein dafür, dass Ihr autistisches Kind sich verstanden fühlt und selbst ausdrücken kann. Und das ist das schönste Geschenk, das Sie ihm machen können. Viel Erfolg und vor allem viel Freude beim gemeinsamen Spielen und Lernen!